Unser Schulhund „Murphy“ – Staufer-Gymnasium Waiblingen
Steckbrief
- Rasse: Labradoodle (Mutter Labrador, Vater Königspudel)
- Geburtstag: 23.03.2019
- Zuhause: Bei der Familie von Frau Gawehn, Deutsch-, Englisch- und Theaterlehrkraft
- Am Staufer seit: Juli 2019
- Hobbies: Fressen, Apportieren, Rennen, Schwimmen
- Lieblingsleckerlis: Gurke, Karotte, Banane
- Instagram-Name: stauferhundmurphy
Geschichte und Gegenwart
Ein Jahr vor der Pandemie ist Murphy nicht nur auf die Welt, sondern auch in die Familie unserer Kollegin Frau Gawehn und ins Staufer-Gymnasium gekommen. Seit seiner Welpenzeit besucht er regelmäßig die Schule. Er hat seine Grundausbildung an der Hundeschule „Nachbars Lumpi“ im Kreis Ludwigsburg abgeschlossen und darüber hinaus viel mit seinem Frauchen trainiert. Seine Einsatzzeiten hängen von verschiedenen Faktoren ab, z.B.:
- Wie ist Frau Gawehns Stundenplan?
- Ist Murphy gesund und fit?
- Sind die Klassen aktuell „hundekompatibel“?
- Haben alle Kinder und Eltern der Klassen seinem Besuch zugestimmt?
Was zunächst Projektcharakter hatte, ist inzwischen zur Institution geworden. Murphy hat sich als ruhiger, liebevoller, stressresistenter und fröhlicher Hund herausgestellt, wird also dem Alltag an einer Schule mit Hunderten von Kindern und Jugendlichen absolut gerecht. Wenn es ihm doch mal zu viel wird, zeigt er dies durch Rückzug und ab und zu noch deutlicher, indem er dann alle vier Pfoten in den Boden stemmt. Die wichtigsten Regeln haben sich etabliert: Die Kinder fragen, bevor sie Murphy streicheln – denn das mag auch er nicht immer, auch wenn er dies nur durch sanfte Körpersprache ausdrückt. Essen wird vor ihm in Sicherheit gebracht, denn wenn er einen „Charaktermakel“ hat, dann ist es das Labradorerbe, das bei ihm durchschlägt – er ist unfassbar verfressen und im Schulhaus immer auf der Suche nach Essensresten, die jemand aus seinem Vesper verloren hat.
Der Alltag mit Schulhund
Murphy kommt vor allem an Tagen in die Schule, an denen Frau Gawehn ihre eigene Klasse unterrichtet, meist eine 5. oder 6. Klasse, und nimmt am Unterricht aller ihrer Klassen an diesem Tag teil. Hier berichtet Murphy aus seiner Perspektive:
„Morgens merke ich immer schon, wenn ich nicht alleine zu Hause bleiben muss, sondern mein Frauchen begleiten darf. Woran ich das merke? Sie zieht mir meine Schuluniform an, ein albernes Halstuch…aber das nehme ich in Kauf für den Spaß. Und dann springe ich in meine Hundebox im Auto. In der Schule angekommen, nervt mich das Frauchen sehr: Wir gehen eine Treppe hoch, laufen hin und her, sie bedient komische Maschinen, aus denen Papier herauskommt, dann quatscht sie mit ganz vielen Leuten, läuft wieder hin und her, Treppen rauf und runter, dann endlich gehen wir zu meinen Kindern. Da hat mir dann schon jemand meine Decke und meinen Wassernapf bereitgestellt, ein super Service! Zuerst muss ich warten, bis all die Kinder auf ihren Plätzen sitzen, im Vorbeigehen habe ich schon erschnüffelt, wer alles da ist – besonders interessant: Manche riechen nach Hund oder Katze! Dann rufen die Kinder etwas im Chor, seltsamerweise auch meinen Namen, im Anschluss gibt mein Frauchen mir das Handzeichen zum Verbeugen und dann darf ich suchen, ob jemand vergessen hat, seinen Rucksack zu schließen, da stecke ich dann meine Nase ganz tief hinein, das riecht köstlich, aber oft werde ich unterbrochen. Wenn ich bei allen Kindern mal vorbeigekommen bin, wird mir langweilig und ich lege mich hin und schlafe ein. Ab und zu darf ich noch Tricks vorführen, das Glücksrad drehen oder so etwas. Dann gibt es Leckerlis von meinem Frauchen oder von den Kindern! Wenn es dann wieder laut wird – das nennen die Menschen große Pause – gehen wir eine Runde spazieren. Und dann geht das Ganze von vorne los, bei anderen Kindern… Wenn wir dann unsere Nachmittagsrunde drehen, muss ich mich erst einmal austoben und dann schlafe ich ganz, ganz lang und tief! Und dann gibt es noch besondere Tage – da gehen wir mit den Kindern auf den Schulhof oder in die Natur und manchmal stehen alle im Kreis und wenn ich die Kommandos richtig ausführe, die die Kinder mir geben, bekomme ich von jedem Kind eins meiner Lieblingsleckerlis!“
Wozu ist denn nun ein Schulhund da?
Böse Zungen mögen Frau Gawehn unterstellen, dass sie sich die Kosten für die Hunde-Tagesstätte sparen möchte, indem sie einfach ihren Hund mitbringt. Aber darum geht es nicht – im Gegenteil, das Unterrichten mit Hund ist zwar oft schön, bereichernd und lustig, aber tatsächlich auch immer anstrengend, denn man trägt als Schulhundhalter*in immer viel Verantwortung – für den Hund und für die Kinder, die mit ihm in Kontakt kommen. Unsere Erfahrung zeigt, dass der Effekt der „tiergestützten Pädagogik“ am Gymnasium vielleicht nicht den Stellenwert hat wie etwa im Primarschulbereich oder an Förderschulen, aber eine „Stunde mit Hund“ hat einen anderen Charakter als eine „ohne Hund“: Es gibt immer wieder etwas zu lachen, das Beispiel aus den Grammatikeinheiten läuft quicklebendig durch die Klasse („Look! Murphy catches the ball.“), und die Hände ab und zu in Murphys Fell vergraben zu können, lässt nachweislich durch die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin die Stimmung steigen. Wer sorgenvoll auf einen anstehenden Test schaut, mit einer Note unglücklich war, einen Streit auf dem Schulhof verdauen muss, für den ist der warme Blick aus Murphys Bernsteinaugen einfach nur wohltuend. Die Begegnung mit einem Tier, das jedem vorurteilsfrei und freundlich begegnet, kann einen Tag in der Schule retten, der unter schlechten Vorzeichen stand. Zudem machen die Kinder durch den Umgang mit dem Hund lebenspraktische Erfahrungen: Wie begegne ich einem Hund? Wie lernen Tiere? Wie kann ich mich allein mit Körpersprache behaupten, Präsenz zeigen? Und manchmal auch: Wie meistere ich meine Angst? Denn auch Familien mit Kindern, die nicht ganz furchtlos auf Hunde zugehen, haben in der Vergangenheit oftmals die Rückmeldung gegeben, dass Murphy dazu beitragen konnte, diese Ängste zu lindern. Über das Vertrauen, das die Schulgemeinschaft Frau Gawehn und ihrem Teamkollegen Murphy entgegenbringt, freuen wir uns sehr und hoffen auf viele weitere Jahre mit dem Stauferhund.
Text und Bilder: Kollegin und Hundehalterin Franziska Gawehn unter Mithilfe von Murphy
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